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Interview mit Alexander Mikliss und Bastian Kohn zu Ihren Engagements
SOHO CINDERELLA, DER MANN VON LA MANCHA und Ihrem gemeinsamen Projekt BLUTSBRÜDER

Leidenschaft Musical hatte die wunderbare Möglichkeit zu einem Interview mit den beiden Hauptdarstellern Alexander Mikliss und Bastian Kohn, die ab September gemeinsam im Musical BLUTSBRÜDER im KATiELLi Theater in Datteln auf der Bühne stehen.

Aktuell sind Alexander und Bastian aber auch noch in zwei weiteren Produktionen zu sehen. Was sie uns zu SOHO CINDERELLA und DER MANN VON LA MANCHA zu erzählen haben, ist hier im Interview zu erfahren:


Hallo ihr zwei. Wie wunderbar Euch gemeinsam zu unserer kleinen Interviewrunde zu treffen.

Alexander: Hallo.

Bastian: Schön dabei zu sein!


Ihr beide werdet ja gemeinsam ab September im Musical BLUTSBRÜDER auf der Bühne im KATiELLi Theater in Datteln auf der Bühne stehen. Dazu erst einmal unseren Glückwunsch.

Bastian & Alexander: Dankeschön!


Bevor wir aber darüber einiges von Euch erfahren, zu Euren ganz aktuellen Produktionen.
Bastian Du stehst seit Juni in Heidelberg als der Barbier und als Maultiertreiber Juan in DER MANN VON LA MANCHA auf der Bühne und Du Alexander in SOHO CINDERELLA in Ettlingen in der Rolle des James Prince. Zwei tolle Musicals.

Bastian: Ja, das stimmt! ;-)


Alexander, vielleicht möchtest Du beginnen: SOHO CINDERELLA basiert ja eigentlich auf dem Märchen Aschenputtel und/oder Cinderella. Märchen sind ja bekannter Weise meist fern der Realität, das ist bei SOHO CINDERELLA aber so ganz anders.
Die Geschichte. die da erzählt wird, finden wir, ist doch schon sehr realistisch. Wie siehst Du das und welche Kernaussage soll dem Zuschauer vermittelt werden?

 

Alexander: Natürlich werden auch in diesem Stück manche Dinge ein wenig überspitzt dargestellt, aber im Kern haben wir es hier mit sehr realistisch gezeichneten Charakteren und realen Problemen zu tun.

Am deutlichsten sagt das Stück meiner Meinung nach aus, dass man zu sich stehen sollte und man anderen mit Respekt und Ehrlichkeit begegnen muss.Auch erinnert es daran, dass Vielfalt und Kreativität nichts ist, was nur auf der Bühne Einzug finden darf, sondern eine jede Stadt erst richtig belebt. 

 

Wie bist Du an die Erarbeitung der Rolle des James Prince herangegangen? Er ist ja der Angebetete und Auserwählte von Robbie, hat aber auch eine Verlobte an seiner Seite, damit seine beruflichen Pläne aufgehen können und genau damit gerät zwischen die Fronten von Beruf und privat. Warst auch Du schon einmal in solch einer Situation?

 

Alexander: Nein, ich war niemals so derart zwischen den Fronten. Aber bis zu meinem Abitur 2014 (und das ist gerade mal 10 Jahre her) wurde „Bist du schwul oder was?!“ ganz geläufig als Beschimpfung im Schulalltag genutzt.

Auch emotional oder sensibel zu sein und in seiner Freizeit Musical Songs zu singen wurde oft damit kommentiert. Und das wiederum wurde nicht selten gleichgesetzt mit „unmännlich“. Wenn sich zwei Männer umarmten, dann nicht ohne „No homo“ zu sagen.


Als Jugendlicher, wo du noch überhaupt nicht gefestigt bist, verändert das natürlich deinen Umgang mit deinen Mitmenschen. Erst unter anderem durch den Besuch der Musicalschule und dem Start in dieser Branche lernte ich wieder männliche und weibliche Freunde gleich zu behandeln und nicht nur zu sagen, man sei unglaublich tolerant und offen, sondern auch wirklich tolerant und offen zu sein.


Innerhalb der letzten Jahre ist da auch noch mal extrem viel passiert. Auch im Schulalltag. Aber es gibt immer noch Branchen und Milieus, da wird Vielfalt, Respekt und Toleranz noch nicht hundert Prozent gelebt. Zu sich zu stehen und offen über sich und seine Gefühle zu reden braucht da leider oftmals noch Mut, selbst in Deutschland und das auch noch im Jahr 2023.

So ergeht es auch meiner Rolle James Prince, einer Person, die wirklich aus der Tiefe seines Herzens ehrliche und gute Werte vertritt. Aber ein paar Mal zu oft hat er wohl auf die falschen Leute gehört, war nicht mutig genug und vielleicht auch einfach nicht reflektiert. Damit konnte ich auf jeden Fall connecten.


James ist kein Prinz auf einem weißen Ross, sondern jemand, der gerade noch so die Kurve bekommt. Aber das macht die Rolle ja auch interessant. Da auch Mal mehr zwischen den Zeilen zu lesen war bei der Herangehensweise noch mal wichtiger. 

 

Was gefällt Dir besonders an der Ettlinger Inszenierung? Und welche Herausforderungen bringt die Rolle mit sich?

 

Alexander: Am meisten gefällt mir, dass die Inszenierung einen guten Mittelweg zwischen Humor und Ernst findet und die Kostüme eine große Farbpalette zeigen.

Zusätzlich gefiel/gefällt mir die Arbeit mit Regisseur Christian Stadelhofer extrem.

Er arbeitet nicht nur auf Augenhöhe, sondern versucht auch immer zwischen den Zeilen zu lesen und das, glaube ich, ist auch für den Zuschauer spürbar.


Meine größte Herausforderung…nun ja…der Zuschauer lernt James als Person kennen, die viel von Ehrlichkeit redet, aber das absolut nicht lebt und doch an einigen Stellen extrem toxisch handelt.

Die Rolle trotz allem sympathisch zu spielen und die vielen Grautöne, die sie hat, innerhalb weniger Szenen nach außen zu tragen, ist nicht einfach.

 

Lieber Bastian, Du bist mit DER MANN VON LA MANCHA in einer ganz anderen Zeit und Geschichte unterwegs als Alexander. Was hat Dich bewogen, sich für dieses Stück zu bewerben und wolltest Du genau diese Rolle oder war das Ziel ein anderer Charakter?

Bastian: Während meiner Ausbildung in Berlin, hat mir ein Mitstudent von diesem Musical vorgeschwärmt, da er selbst einmal in diesem Stück mitgespielt hatte. Ich sah mir mit ihm einen Mitschnitt dieser Aufführung auf DVD an und fand sofort Gefallen daran.

Ein Musical mit toller Geschichte und wunderbar passender Musik. Schon hatte ich fürs Studium ein paar der Lieder in mein Repertoire aufgenommen, ich sah mir die Verfilmung mit Peter O‘Toole und Sophia Loren an und hörte mich in verschiedene Cast-Aufnahmen hinein.


Jahre später bekam ich durch meine Agentur eine Ausschreibung zugeschickt, in der das Theater und Orchester Heidelberg nach den Maultiertreibern (Ensemble) für DER MANN VON LA MANCHA suchte. Meinem Agenten sagte ich sofort: „Ja, bitte, bewirb mich dort. In diesem Stück möchte ich unbedingt mal mitspielen!“ Gesagt, getan. Und ich wurde zu einem Vorsprechen eingeladen und danach glücklicherweise engagiert. Dafür bin ich so dankbar!


Gesucht wurde für das Ensemble, bekommen habe ich einen Platz im Ensemble. Deshalb habe ich ja im Endeffekt genau das bekommen, wofür ich mich beworben hatte. Dass ich noch zusätzlich den Barbier mit einem wunderbaren Solo-Lied und die Hauptstimme bei „Kleiner Fink, kleiner Fink“ bekommen habe, ist sozusagen ein Extra-Bonus, über den ich mich riesig gefreut habe. Und nicht zu vergessen eine kleine Tanzsequenz als Sanchos Esel!

 

DER MANN VON LA MANCHA erzählt in gewisser Hinsicht ja auch ein Märchen, das Realität sein könnte. Don Quijote träumt von Heldentaten, von der Rettung der Menschheit.

Bastian: Viel mehr noch: Er möchte aktiv die Welt zu einem besseren menschlichen Ort verwandeln. Er versucht, seine Träume mit Taten Realität werden zu lassen.


Hast Du auch Träume, die Du gerne leben würdest, oder lebst Du vielleicht sogar Deinen Traum schon?

Bastian: Als 11-jähriger war es mein Traum, irgendwann auf einer Bühne zu stehen. Siehe da, es hat funktioniert! Wie abgefahren, oder?

Andere kleinere Träume wären zum Beispiel, mindestens einmal in einem Musical von Stephen Sondheim mitzuspielen oder selbst mal Regie zu führen.

 
Was reizt dich an deiner Rolle und wo siehst du die Herausforderung?

Bastian: Extrem interessant ist bei DER MANN VON LA MANCHA, dass wir ja alle Insassen in einem Gefängnis in Spanien sind, die - angetrieben vom Autor Cervantes - die letzten Tage von Don Quijote nachspielen.

Dieses Musical ist ein Stück im Stück. Daher ist es superspannend und gleichzeitig die Herausforderung, zwischen diesen beiden Ebenen hin- und herzuspringen.

Dieser Wechsel passiert mehrere Male im Stück. Wie sind also die Gefühle eines Gefangenen, der auf sein Urteil wartet, der aber auch gleichzeitig in der Zwischenzeit von einem anderen Mitgefangenen zu einem Spiel animiert wird, in dem er mal einen Maultiertreiber, ein anderes Mal einen Barbier geben soll?

Daher großen Dank an unseren wundervollen Regisseur Cusch Jung, der mit uns emotional dieses - ich nenne es mal - Paradoxon erarbeitet hat.





Nun zu Eurem gemeinsamen Stück BLUTSBRÜDER. Irgendwie kommt einem sofort der Gedanke, an so etwas wie das „Doppelte Lottchen“ von Kästner oder „Der Mann mit der eisernen Maske“.

Bastian: Wirklich? Ich wäre nicht auf diese Assoziation gekommen. Vom Titel eher auf einen Roman von Karl May. Haha.


Nur vom Titel her ja, okay - Karl May. Aber die Geschichte an sich erinnert uns schon daran.
Zwillinge bei der Geburt getrennt, der eine auf der Sonnenseite des Lebens und der andere eher auf der gegenüberliegenden Seite im Schatten. Das Schicksal führt sie zusammen und verbindet Sie auf tragische Art und Weise. Zwei,die dieselbe lieben! Muss das nicht letztendlich in einer Tragödie enden?

Alexander: Nein, nicht unbedingt! Wenn Menschen miteinander reden und sich erwachsen begegnen, dann geht das vielleicht nicht tränenlos, aber sicher ohne eingeschlagene Köpfe. Aber für das Stück wäre eine friedliche Lösung mit Stuhlkreis eher weniger spannend gewesen.


Bastian: Ja, genau die wirkliche Tragödie ist, dass das alles nur passiert, weil die Erwachsenen in diesem Stück Geheimnisse voreinander haben und auch dazu noch lügen, damit die Geheimnisse bestehen bleiben.

 

Glaubt Ihr an die Macht des Zufalls im Leben und das alles, was geschieht seine Berechtigung hat?

 

Bastian: Manchmal denke ich schon „Was für ein Zufall“, aber oft denke ich auch, dass es so kommen musste, weil dies oder jenes getan wurde. Ich finde, es ist ein Mix aus beidem.


Alexander: Darüber könnte ich Ewigkeiten reden! Ich stimme aber Basti definitiv zu.

 
Im Stück geht es letztendlich ja auch um eine Prophezeiung einen angeblichen Fluch.

Bastian: Im Stück benutzt Mrs. Lyons ihr Wissen um den Aberglauben ihrer Haushälterin Mrs. Johnstone, um ihr diesen angeblichen „Fluch“ unterzujubeln.


Meint ihr, wenn man sich auf so etwas fokussiert, sich dann auch möglicherweise durch Taten, Handlungen, Worte etwas in eine Richtung entwickeln kann, die so nicht beabsichtigt gewesen wäre?

 

Bastian & Alexander: Auf jeden Fall!

 

Worin unterscheidet sich Blutsbrüder von anderen Musicals? Was ist das Besondere daran und warum sollten sich unsere Leser das Stück anschauen?

Alexander: Zum einen in der Erzählweise. So wird zum Beispiel das Ende vorweggenommen und der Zuschauer fragt sich, wie es dazu kommen konnte. Zum anderen spielen wir die beiden Brüder ab dem Alter von 7 Jahren bis hin zum Tod. Das ist nicht üblich, extrem herausfordernd, aber für den Zuschauer sicher auch sehr spannend.


Bastian: Ich finde, das Tolle an diesem Musical ist, dass es eher ein Schauspiel mit Musik ist. Es hat eine interessante, herzergreifende Handlung und es versucht nicht mit „Effekten“ ein Bombast-Musical zu sein. So ist es mir auch meist lieber: Musicals, wo die Geschichte im Vordergrund steht und wo ich mitlachen und -trauern kann. Vielleicht bin ich auch ein bisschen persönlich voreingenommen, da BLUTSBRÜDER eins meiner Lieblingsmusicals ist. Denn ich liebe einfach Geschichten, in denen es um Freundschaft geht.

 

Wie weit erarbeitet ihr das Stück allein, wie weit im Team?

Bastian: Also, die Vorarbeit leisten wir ja, indem wir unsere Texte und Lieder auswendig lernen, damit wir uns auf das Zusammenspiel und die Inszenierung während der Probenzeit konzentrieren können. Das mache ich meist allein. Für die Audition haben Alex und ich uns einmal über Zoom verabredet, um den Dialog, den wir vorbereiten sollten, durchzusprechen.

 
Inwieweit habt ihr Einfluss auf die Inszenierung/ eure Rolle?

Bastian: Oh, das ist eine interessante Frage. Zum Zeitpunkt dieses Interviews haben wir ja noch gar nicht mit den Proben begonnen. Da es eine Wiederaufnahme des Stückes ist, denke ich, dass viele inszenatorische Sachen schon feststehen. Es wird sich zeigen, wie viel Einfluss wir haben und uns eingeräumt wird. Darauf bin ich sehr gespannt.


Alexander: Gerade innerhalb der Rollenarbeit oder im Zusammenspiel ist denke ich aber viel möglich. Am schönsten ist es da, wenn sich Regisseur und Schauspieler da gemeinsam auf die Reise machen und man die Rollen neu entdeckt. Es ist überraschend, wie viele neue Aspekte und Inspirationen man finden kann.

 

Wie viel von euch steckt in den jeweiligen Rollen?

Bastian: Ich denke, bei meiner Rolle Eddie ist es die Sehnsucht nach wahrer Freundschaft und Zugehörigkeit. Auf wen kann und darf ich mich verlassen und wo ist mein Platz auf dieser Welt? Emotional kann ich mich sehr gut mit ihm identifizieren.


Alexander: Glücklicherweise nicht so viel. In meiner Familie wird viel offen angesprochen und ich bin auch in besseren Verhältnissen aufgewachsen. Aber ich muss sagen, auch ich hatte manchmal das Gefühl, dass mich das Leben mit allen seinen Pflichten des Erwachsenseins überrollt und ich habe mich ein wenig ausgeliefert gefühlt. Das Künstlerleben ist nicht immer einfach und auch nicht immer das Bestbezahlteste. Da muss man schon oft ganz schön hinterher sein.


Welche Szene ist für euch die schönste/ spannenste, ohne zu viel zu verraten?

Bastian: Eine meiner liebsten Szenen ist die, in der sich Mickey und Eddie zum ersten Mal kennenlernen und Blutsbrüder werden. So lustig und gleichzeitig ein Bangen für das Publikum, wie das jetzt wohl weitergehen wird.


Alexander: Nun haben wir noch nicht geprobt, aber ich glaube die finale Szene ich denke, das wird eine große Challenge.


Seid ihr noch aufgeregt vor neuen Inszenierungen?

Bastian: Oh ja, immer! 


Alexander: Immer. Meine Familie hatte sogar ein „Premierenverbot“, weil ich mehr Aufregung nicht ertragen könnte. Aber da die Premiere von „Blutsbrüder“ lustigerweise an meinem Geburtstag stattfinden wird, habe ich das Verbot ausnahmsweise aufgehoben.

 
Charakterisiert in 5 Worten Euren Rollencharakter!

Bastian: Zu Eddie fällt mir ein: zuvorkommend, interessiert, offen, wohlbehütet, gebildet.


Alexander: Privat stelle ich diese Frage jeder Person (nur mit 3 Worten), aber gerade fällt es mir schwer. Frag mich zur Premiere nochmal, dann kriegst du die Antwort sofort!


Alexander, Bastian vielen Dank für Eure Zeit. Wir wünschen Euch eine tolle Probenzeit, jede Menge Spaß und ein TOI, TOI, TOI für die Premiere.

Interview mit Alexander Mikliss und Bastian Kohn zu Ihren Engagements
SOHO CINDERELLA, DER MANN VON LA MANCHA und Ihrem gemeinsamen Projekt BLUTSBRÜDER

© Leidenschaft Musical - Ines Marquardt & Ramona Weiss

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